Forschungsmethoden

Copyright 2002  by Volker Todt, überarbeitet 2017

Was uns trennt von der Wahrheit über Delphine...

 

Was wir sehen und gezielt beobachten wollen ist nicht unbedingt die ganze Realität. Zur Realität gehört auch der Kontext und die Intentionalität. Wir brauchen wissenschaftliche Methoden, die über den behaviouristischen Ansatz hinausgehen, um Missverständnisse aufzudecken.

Feldbeobachtung ist immer eine interaktive Situation! Der Bobachter ist immer Teil des Interaktionsfeldes! 

Auch in der Aufsplitterung von Zusammenhängen in viele, kleine Segmente, deren Wahrheitsgehalt, abgetrennt vom Umfeld - vom Ganzen untersucht wird, liegen unbewusste Risiken, den Kern, die Essenz zu verfehlen und eines von jenen Teilergebnissen hervorzubringen, das möglicherweise dem Missverständnis und weniger der Wahrheitsfindung dient.

Intersubjektive Analysen öffnen den Zugang zu einer fundierten ganzheitlichen Betrachtungsweise, die uns ermöglicht mit allen Sinnen, Strukturen, Muster und auch Zusammenhänge mühelos und in „real time“ zu erfassen. Die so gewonnenen Erkenntnisse eilen den wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Regel weit voraus. Sie bereiten den Boden für das Erkennen eines Phänomens und ermöglichen es, wesentliche Fragen zu stellen. Das Phänomen kann so in seinen Umrissen und auch in seiner Bedeutung für die Menschheit zugänglich gemacht werden.  Empathie, Telepathie, intuitive Wahrnehmung etc. bedarf allerdings der rationalen Kontrolle, um zu wissenschaftlich fundierten Aussagen zu kommen. 

Im Forschungsansatz des Human-Dolphin-Research werden qualitative wie auch quantitative Methoden eingesetzt.

 

Untersuchung des therapeutischen Effekts von Begegnungen mit Delphinen in ihrem natürlichen Habitat. 

 

In Einzelfallstudien wird der therapeutische Effekt eines zweiwöchigen Programms mit psychometrischen, biophysikalischen Messverfahren und freien wie auch standardisierten Beobachtungsverfahren untersucht. Das soziale Umfeld wird durch eine Panorama-Analyse, z.B. Befragungen von Eltern, Erziehern, Therapeuten, Lehrern etc erfasst. Die Untersuchungen im Prä/Post Design werden in mittel- und kurzfristigem Intervall durchgeführt. Ergebnisse werden durch Kontrollverfahren geprüft. Der Prozessverlauf wird durch teilnehmende Beobachtungsprotokolle, Video– und Fotoaufzeichnungen dokumentiert.

Das Programm besteht aus 5 Delphin-Encounters mit einer Dauer von durchschnittlich 183 Min. und prozessbegleitenden Maßnahmen. Die Wahrscheinlichkeit Delphine zu treffen beträgt 96,4 %. Die Dauer des Kontakts mit den Delphinen beträgt durchschnittlich 69 Minuten pro Encounter (Statistische Angaben nach dem Stand von Mai 2016). Es wurden bisher 91 Fallstudien durchgeführt. Die Auswahl der VPs war zunächst offen. Es zeichnen sich bedingt durch die Zusammenarbeit mit Instituten zur Förderung von entwicklungsgestörten Kindern und Jugendlichen Schwerpunkte ab im Bereich Missbrauch, Autismus, Körperbehinderung, cerebrale Dysfunktion. Dabei überwiegt der Bereich traumatisch bedingten Entwicklungsstörungen unter besonderer Berücksichtigung der frühesten Kindheit und der prä-, peri– und postnatalen Phase. 

 

Suche nach therapiewirksamen Einflüssen im sozialen Interaktionsfeld

 Mensch-Delphin (TSSI, trans-species-social-interaction)

 

Gruppen von 5 bis 10 erwachsenen Probanden werden den oben beschriebenen Bedingungen ausgesetzt. Sie werden nach den Encounters über physischen, kognitiven, emotionalen und soziale Reaktionen befragt. Die Daten werden im Hinblick auf interindividuellen Übereinstimmungen ausgewertet. Intra-individuelle Veränderungen werden durch Prozessfragebögen, standardisierte psychometrische Tests und biophysikalische Reihenmessungen im Prä/Post-Verfahren untersucht. Die Gruppe der Versuchspersonen setzt sich aus verschiedenen Nationalitäten (überwiegend deutsch), 64 % weiblich/ 36 % männlich, Durchschnittsalter 39,4 Jahre, zusammen. Das Motiv für die Teilnahme ist in der Regel der Wunsch mit Delphinen zu schwimmen. Es wurden bisher 81 Gruppen durchgeführt. (Stand Mai 2016)

 

Anwendungsaspekte

 

Die Forschung im Rahmen des Projekts ist nicht interessengebunden und dient ausschließlich der Klärung der Frage, ob die Interaktion mit Delphinen an sich eine natürliche Wirksamkeit haben kann und wenn ja welche, für wen und unter welchen Umständen.

Wir mussten dazu hilfsweise ein spezielles Konzept der Delphintherapie entwickeln, denn die  natürliche  Wirksamkeit kann nur in einer Feldstudie untersucht werden, d.h. an freien, nicht konditionierten Delphinen in ihrem Habitat. Delphine in Gefangenschaft verändern durch Konditionierung, aber auch durch die ständige Interaktion mit Menschen (anthropomorphes Feld) ihr Verhalten, hinzu kommt dann auch je nach Konzept die Abrichtung (Instrumentalisierung) auf eine bestimmte Hilfsrolle im therapeutischen Konzept.

Das von Human-Dolphin Research Projekt entwickelte hier vorliegende ökologische Konzept unterscheidet sich daher grundlegend. Auch die Ergebnisse aus diesem Forschungsfeld können nicht bedenkenlos übertragen werden auf die Wirkung des Delphins in Gefangenschaft.

Die eigentliche Wirkung des Delphins wurde in der Diskussion über Delphintherapie vernachlässigt. Die Wirksamkeit wurde über Effektivitätsstudien (Nathanson, Oerter, Kohn, Breitenbach etc.) bewiesen, ohne dass der eigenständige  (nicht instrumentalisierbare) Wirkfaktor Delphin verstanden wurde.    

Nach den bisher vorliegenden, vorläufigen Erkenntnissen gibt es inzwischen klare Hinweise auf therapiewirksame Effekte des freien Interaktionsfeldes Mensch-Delphin. Der placeboartige Effekt, bedingt durch einen mythologisch aufgeladenen Glauben an Wunderheileffekte, wird gestützt aus Erkenntnissen der Placebo-Forschung von Psychopharmaka (Michael Dixon, The human effect. 2004) hypothetisch mit 60-70% angenommen.   

Später wird sich daher die weitergehende Frage stellen, wie dieses therapeutische Potential genutzt werden kann und zwar kostengünstig und ohne den Delphin.

 

Delphine in immer größerer Zahl einzufangen und/oder für Therapiezwecke abzurichten, halten wir nach allem was wir mit freilebenden Delphinen erleben und verstehen durften für unethisch.

Heilung suchende Menschen in größerer Zahl zu den Delphinen in ihrem natürlichen Lebensraum zu bringen ist erstens nur unter behördlich genehmigten und kontrollierten Bedingungen und im besonderen Rahmen einer wissenschaftlichen Studie praktizierbar und zweitens sind Artenschutzaspekte zu berücksichtigen. Es müssen dafür spezielle Gesetze zum Schutze der Wale und Delphine geschaffen werden, wie z. B. in Spanien, um einem Missbrauch der Delphine vorzubeugen. Allerdings ist die Schaffung von gesetzlichen Regelungen nur etwas wert, wenn die Einhaltung auch überwacht wird durch ein effektives Kontrollsystem.